So ist das: Kaum hat man Zeit, kann man sich um jeden kleinen Mist kümmern. In diesem Fall: das seltsame Treiben um den Auftritt von Indira Weis in der Show "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" von und mit Hendryk M. Broder. Zunächst habe ich nur erfahren, dass Indira Weis sich in der BILD-Zeitung darüber beschwert hat, wie sie in der Deutschland-Safari in Szene gesetzt wurde. Insbesondere sei sie "falsch dargestellt" und "komplett verarscht" worden.
Mein zweiter Gedanke war: Wer sich auch nur kleine Stichproben aus Broders Schaffen angesehen hat, der, oder in diesem Falle die, sollte eigentlich vom eigenen Auftritt in seiner Sendung nichts anderes erwarten. Jeder der da auftritt, sollte ein gerüttelt Maß an Selbstironie mitbringen (so wie Broder es ja auch selbst zur Schau stellt).
Mein erster Gedanke war: Wer ist eigentlich Indira Weis? Ich brachte schnell in Erfahrung, dass sie ehemalige Dschungelcamperin und eine Art Verona Pooth mit Abitur ist. In der Tat scheint sie mächtig Stolz auf ihre intellektuellen Kapazitäten zu sein und fühlt sich in der Deutschland-Safari als "dummes Tittenblödchen" entstellt. Nun, zumindest mit dem letzten Vorwurf hat sie Recht...aber auch wieder nicht, denn ihr ist die Rolle auf den Leib geschrieben und in ihn implantiert. Soweit ich das sehen kann, wurde sie für genau diese Rolle von Broder gecastet...nur scheint sie das nicht mitbekommen zu haben.
Nachdem ich die Klage von Indira bei BILD gelesen habe, schaute ich mir in der ARD Mediathek die entsprechende Folge Deutschland-Safari an. Inhalt: es geht um Verschwörungstheorien zum zehnten Jahrestag des 11. September. Indira Weis wird eingeführt als Frau mit tollen Titten, die zum Judentum konvertiert ist und autofahren kann. Dann fragt Broder sie nach dem 11. September. Sie sagt, sie glaube es seien die Amerikaner selbst gewesen. Denn in den Zwillingstürmen und -trümmern seien ja verdächtig wenig Amerikaner aber dafür auffällig viele Ausländer gewesen. Und dann sagt die noch, sie hasse Amerika. Bla, bla, bla die Sendung plätschert so dahin und am Ende tritt Indira dann nochmal auf. Szene am Badesee mit Broder: Sie kommt aus dem Wasser, Broder läuft ihr mit weit geöffneten Armen entgegen und Sie bittet ihn: "Hendryk, sei mir nicht böse, ich hab das gar nicht so gemeint, gibts Du mir noch eine zweite Chance." Hendryk bejaht freundlich und zieht eine Flagge der USA hervor, die Indira als Handtuch umgelegt wird, worauf sie sagt: "Oh Danke schön, ich liebe Amerika." Das ganze beschreibt Broder seinem Kompagnon Abdel-Samad als Rettung einer Seele.
Kurz: Indira spielt in der Safari ein Tittenwunder mit verschrobenen Verschwörungstheorien, welches schließlich von Broder zur Vernunft gebracht wird. Für mich erscheint die Sache recht klar, doch Indira scheint das so nicht mitbekommen zu haben. Ebensowenig wie die BILD-Zeitung wie wir gleich sehen werden.
Indira läßt die BILD-Zeitung also wissen, dass sie sich in ihrer Akademikerehre gekränkt fühlt. Das für sich genommen ist schon seltsam genug, erwartet sie bei der BILD-Zeitung allen Ernstes unter den Redakteuren und Lesern Verständnis für so ein Anliegen zu finden? Genauso gut hätte sie sich in einer Kneipe voller Alkoholiker über den Missbrauch geisthaltiger Getränke beschweren können. Wieder scheint sie nicht bemerkt zu haben, dass sie eigentlich für die Rolle ihres Lebens gecastet wurde: das Tittenblödchen, das immer eine Augenweide ist und die sich nun aber dagegen wehrt, als dumm dargestellt zu werden. Lustig.
Noch lustiger wird es, wenn man bedenkt, dass die BILD-Zeitung Indira direkt nach ihrem Auftritt in der Deutschland-Safari attestiert, dass sie nicht die Hellste sei. Im BILD-typischen Charme wird vekündet, dass man von Indira ja die Silikonbrüste schon gewohnt sein, aber "dass auch zwischen ihren Ohren Silikon steckt", das habe man noch nicht gewußt. Dabei bezieht man sich auch auf ihre wilden Verschwörungstheorien. Und bescheinigt ihr am Ende den "dämlichsten TV-Auftritt" des Jahres produziert zu haben. Erstaunlich, dass die BILD-Redaktion nicht verstanden hat oder verstehen wollte, dass das ganze eine Inszenierung war. Wie sonst ist die "Seelenrettung" am Ende der Folge zu deuten, in der Indira plötzlich Amerika liebt? Naja, aber von der BILD-Zeitung kann man eine solche Transferleistung ebenso wenig erwarten, wie ein scharfes Auge bei einem Maulwurf.
Aber Indira ist clever genug, um zu wissen: Wer die größtmögliche mediale Durchschlagskraft erzielen will, der muss mit der BILD-Zeitung kooperieren. Da ist es auch egal, dass sie von der BILD-Zeitung, und nicht von Broder (!), ganz offen und ehrlich als dumm bezeichnet wurde. Sie geht tatsächlich los und gibt den BILD-Redakteuren ein Interview. Schon schlimm, wenn man dem Esel, der einen tritt auch noch füttern muss. Aber nicht nur ein Interview, auch eine offene Email an Broder läßt Indira der BILD-Redaktion zukommen, in der sie ihn unter anderem als senil, Nutte für die Quote und Ähnliches beschimpft. Naja, wenn sie sich schon nicht über die BILD-Zeitung aufregen kann, läßt sie ihren ganzen Frust auf Broder niederprasseln.
Sie wirft ihm vor, von den 5 Stunden Interviewmaterial habe man nur einen Bruchteil von Minuten verwendet. Wer aber weiß, dass eine Folge Deutschland-Safari nur etwa eine halbe Stunde lang ist, sollte nicht darüber verwundert sein, dass für Indira Weis nicht ein einfühlsames 3 Stunden 50 Minuten Porträt gemacht werden würde. Hat sich Indira das Sendeformat in dem sie auftreten sollte nicht angeschaut? War ihr nicht klar, dass sie nur eine von vielen seltsam-exotischen Wesen der Safari sein würde?
Sie beschwert sich ferner, dass die Szenen, in denen sie als klug rübergekommen wäre, nicht gezeigt wurden. Aber natürlich nicht, das war auch nicht Teil der Rolle, die sie spielen sollte.
Sie beklagt die Passagen mit den wilden Verschwörungstheorien habe er (Broder) ihr doch als Drehbuch diktiert. Aber klar, sie sollte eine Verschwörungstante spielen. Ist doch klar, dass sie da eine Verschwörungstheorie zum Besten geben muss, um am Ende zur "geretteten Seele" zu werden.
Aber das alles scheint Indira Weis zu hoch zu sein. Oder aber sie will irgenwie in die Medien und sei es mit haltlosen Anschuldigungen. Einfach damit sie mal zeigen kann, dass sie sich energisch dagegen zur Wehr setzt, als dummes Tittenblödchen bezeichnet zu werden. Das sie dafür aber ungerechtigfertigerweise Hendryk Broder übel beschimpft und das auch noch in der BILD-Zeitung, welche die eigentliche Übeltäterin war und Indira offen und direkt als dummes Tittenblödchen dargestellt hat ist ein ganz ertaunliches Ding. Es weist zudem auf einen Persönlichkeitszug ganz unterster Schublade hin.
Ihr scheint es bei der ganzen Aktion darum zu gehen, zu zeigen, dass sie eine Frau ist, die ausdrücklich auch für ihre intellektuellen Fähigkeiten geschätzt werden will und doch hat sie bisher eher woanders Schwerpunkte implantiert. In dem Interview, dass sie der BILD-Zeitung gibt, betont sie, dass sie auch schon an der Universität war und Amerikanistik, Musikwissenschaften und Indologie studiert hat. Gar nicht dumm, vermeidet sie dabei zu sagen, dass sie nichts davon abgeschlossen hat, da ihr Schauspiel- Gesang- und Tanzunterricht wichtiger waren. Das ist keine Schande, zeigt aber, dass ihr das Intelektuelle dann doch nicht so wichtig war, wie eine Star-Karriere. Auch das ist keine Schande, sollte aber nicht dazu führen, dass man für akademischen Leistungen besondere Anerkennung erwartet. Es sei denn man hat, was auch ohne Abschluss möglich ist, wichtige Beiträge zum jeweiligen Fachgebiet geliefert. Das scheint bei Indira Weis aber nicht der Fall zu sein. Zumindest finden sich auf ihrer Homepage keine Hinweise auf akademische aktivitäten irgendeiner Art. Nicht mal, dass sie überhaupt irgendwann mal auf einer Universität war.
Schließlich führt sie noch an: "Mein Vater ist Oberstudienrat". Aha, ein klassischer Sarrazin: Mein Vater ist intelligent, also bin ich es auch Gene sei Dank...verdächtig, das sie nichts über Ihre Mutter sagt... .
Am Ende bleibt für mich die Frage: Was hat man Indira Weiß gesagt? Was hat sie erwartet? Hat man ihr etwa gesagt, man wolle sie als silikonverstärkte Intelektuelle in die Sendung nehmen, um mit ihr über die vielen Facetten ihres Lebens zu sprechen? Ich kann es mir kaum vorstellen. Und hätte sie sich eine Folge von der Deutschland-Safari angesehen, dann hätte sie wissen müssen, worauf sie sich einläßt.
Und wenn eine sich streitet freut sich in diesem Fall nur ein anderer: Die BILD-Zeitung. Die konnte erstmal Indira selbst in die Pfanne hauen und bekam dann als Dankseschön noch zwei drei Folgestories. Indira Weis...versteht es aber nicht!
Freitag, 16. September 2011
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