Mittwoch, 24. März 2010

Das Wurst-Paradoxon

Neulich hatte ich im Supermarkt eine Packung polnischer Rohwürste (Kabanos) in der Hand und fröhnte einem meiner heimlichen Vergnügen: ich studierte das Kleingedruckte auf der Rückseite. Da stieß ich zum ersten mal auf das Wurst-Paradoxon:


Wie konnte es sein, dass 100 g Kabanos, 110 g Schweinfleisch enthielten? Nicht überrascht hätte es mich, wenn da gestanden hätte: 100 g Kabanos enthalten 90 g Schweinefleisch und 10 g Speck, Salz und spuren von Erdnüssen, die ja auch sonst überall drin sind. Aber nein, hier waren 110 g Fleisch in 100 g Wurst.

Ich dachte bei mir: Die Macher dieser Rohwurst sollten auch Reisekoffer herstellen: Beim Aufgeben des Gepäcks am Flughafen würde man den Koffer dann ganz entspannt auf die Waage stellen und stolz verkünden: 20 kg Koffer enthalten 30 kg Wäsche! Das wär was.

Ich schaute nun gezielt, ob das Wurst-Paradoxon auch bei anderen Fleischprodukten vorkam und in der Tat, z.B. bei dieser Mini-Salami:


Aber das klang schon anders: 100 g Salami werden aus 135 g Schweinefleisch hergestellt. Jetzt wurde mir langsam klar, dass die Kabanos-Brüder doch nicht die physikalische Gesetze der Massenerhaltung ausgehebelt, sondern sich nur unklar ausgedrückt hatten.

Meine Vermutung: Bei der Herstellung der Wurst, wird das Schweinefleisch getrocknet, so dass die ursprünglichen 110 g bzw. 135 g Schweinefleisch nach dem Trocknen, also mit weniger Wasser, nur noch runzlige 100 g minus X g auf die Fleischwaage bringen. Die X g setzen sich dann aus Speck, Gewürzen und bestimmt auch Spuren von Erdnüssen zusammen.

Das Wurst-Paradoxon kann übrigens einen Hinweis darauf geben, was die Qualität des Fleisches angeht. Die Mini-Salami ist offensichtlich aus Schweinefleisch mit einem relativ hohen Wasseranteil hergesstellt worden, verglichen mit dem Fleisch der Kabanos. Ein hoher Anteil von Wasser im Fleisch kann ein Hinweis, auf qualitativ minderwertigeres Fleisch sein.

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