So ist das: Kaum hat man Zeit, kann man sich um jeden kleinen Mist kümmern. In diesem Fall: das seltsame Treiben um den Auftritt von Indira Weis in der Show "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" von und mit Hendryk M. Broder. Zunächst habe ich nur erfahren, dass Indira Weis sich in der BILD-Zeitung darüber beschwert hat, wie sie in der Deutschland-Safari in Szene gesetzt wurde. Insbesondere sei sie "falsch dargestellt" und "komplett verarscht" worden.
Mein zweiter Gedanke war: Wer sich auch nur kleine Stichproben aus Broders Schaffen angesehen hat, der, oder in diesem Falle die, sollte eigentlich vom eigenen Auftritt in seiner Sendung nichts anderes erwarten. Jeder der da auftritt, sollte ein gerüttelt Maß an Selbstironie mitbringen (so wie Broder es ja auch selbst zur Schau stellt).
Mein erster Gedanke war: Wer ist eigentlich Indira Weis? Ich brachte schnell in Erfahrung, dass sie ehemalige Dschungelcamperin und eine Art Verona Pooth mit Abitur ist. In der Tat scheint sie mächtig Stolz auf ihre intellektuellen Kapazitäten zu sein und fühlt sich in der Deutschland-Safari als "dummes Tittenblödchen" entstellt. Nun, zumindest mit dem letzten Vorwurf hat sie Recht...aber auch wieder nicht, denn ihr ist die Rolle auf den Leib geschrieben und in ihn implantiert. Soweit ich das sehen kann, wurde sie für genau diese Rolle von Broder gecastet...nur scheint sie das nicht mitbekommen zu haben.
Nachdem ich die Klage von Indira bei BILD gelesen habe, schaute ich mir in der ARD Mediathek die entsprechende Folge Deutschland-Safari an. Inhalt: es geht um Verschwörungstheorien zum zehnten Jahrestag des 11. September. Indira Weis wird eingeführt als Frau mit tollen Titten, die zum Judentum konvertiert ist und autofahren kann. Dann fragt Broder sie nach dem 11. September. Sie sagt, sie glaube es seien die Amerikaner selbst gewesen. Denn in den Zwillingstürmen und -trümmern seien ja verdächtig wenig Amerikaner aber dafür auffällig viele Ausländer gewesen. Und dann sagt die noch, sie hasse Amerika. Bla, bla, bla die Sendung plätschert so dahin und am Ende tritt Indira dann nochmal auf. Szene am Badesee mit Broder: Sie kommt aus dem Wasser, Broder läuft ihr mit weit geöffneten Armen entgegen und Sie bittet ihn: "Hendryk, sei mir nicht böse, ich hab das gar nicht so gemeint, gibts Du mir noch eine zweite Chance." Hendryk bejaht freundlich und zieht eine Flagge der USA hervor, die Indira als Handtuch umgelegt wird, worauf sie sagt: "Oh Danke schön, ich liebe Amerika." Das ganze beschreibt Broder seinem Kompagnon Abdel-Samad als Rettung einer Seele.
Kurz: Indira spielt in der Safari ein Tittenwunder mit verschrobenen Verschwörungstheorien, welches schließlich von Broder zur Vernunft gebracht wird. Für mich erscheint die Sache recht klar, doch Indira scheint das so nicht mitbekommen zu haben. Ebensowenig wie die BILD-Zeitung wie wir gleich sehen werden.
Indira läßt die BILD-Zeitung also wissen, dass sie sich in ihrer Akademikerehre gekränkt fühlt. Das für sich genommen ist schon seltsam genug, erwartet sie bei der BILD-Zeitung allen Ernstes unter den Redakteuren und Lesern Verständnis für so ein Anliegen zu finden? Genauso gut hätte sie sich in einer Kneipe voller Alkoholiker über den Missbrauch geisthaltiger Getränke beschweren können. Wieder scheint sie nicht bemerkt zu haben, dass sie eigentlich für die Rolle ihres Lebens gecastet wurde: das Tittenblödchen, das immer eine Augenweide ist und die sich nun aber dagegen wehrt, als dumm dargestellt zu werden. Lustig.
Noch lustiger wird es, wenn man bedenkt, dass die BILD-Zeitung Indira direkt nach ihrem Auftritt in der Deutschland-Safari attestiert, dass sie nicht die Hellste sei. Im BILD-typischen Charme wird vekündet, dass man von Indira ja die Silikonbrüste schon gewohnt sein, aber "dass auch zwischen ihren Ohren Silikon steckt", das habe man noch nicht gewußt. Dabei bezieht man sich auch auf ihre wilden Verschwörungstheorien. Und bescheinigt ihr am Ende den "dämlichsten TV-Auftritt" des Jahres produziert zu haben. Erstaunlich, dass die BILD-Redaktion nicht verstanden hat oder verstehen wollte, dass das ganze eine Inszenierung war. Wie sonst ist die "Seelenrettung" am Ende der Folge zu deuten, in der Indira plötzlich Amerika liebt? Naja, aber von der BILD-Zeitung kann man eine solche Transferleistung ebenso wenig erwarten, wie ein scharfes Auge bei einem Maulwurf.
Aber Indira ist clever genug, um zu wissen: Wer die größtmögliche mediale Durchschlagskraft erzielen will, der muss mit der BILD-Zeitung kooperieren. Da ist es auch egal, dass sie von der BILD-Zeitung, und nicht von Broder (!), ganz offen und ehrlich als dumm bezeichnet wurde. Sie geht tatsächlich los und gibt den BILD-Redakteuren ein Interview. Schon schlimm, wenn man dem Esel, der einen tritt auch noch füttern muss. Aber nicht nur ein Interview, auch eine offene Email an Broder läßt Indira der BILD-Redaktion zukommen, in der sie ihn unter anderem als senil, Nutte für die Quote und Ähnliches beschimpft. Naja, wenn sie sich schon nicht über die BILD-Zeitung aufregen kann, läßt sie ihren ganzen Frust auf Broder niederprasseln.
Sie wirft ihm vor, von den 5 Stunden Interviewmaterial habe man nur einen Bruchteil von Minuten verwendet. Wer aber weiß, dass eine Folge Deutschland-Safari nur etwa eine halbe Stunde lang ist, sollte nicht darüber verwundert sein, dass für Indira Weis nicht ein einfühlsames 3 Stunden 50 Minuten Porträt gemacht werden würde. Hat sich Indira das Sendeformat in dem sie auftreten sollte nicht angeschaut? War ihr nicht klar, dass sie nur eine von vielen seltsam-exotischen Wesen der Safari sein würde?
Sie beschwert sich ferner, dass die Szenen, in denen sie als klug rübergekommen wäre, nicht gezeigt wurden. Aber natürlich nicht, das war auch nicht Teil der Rolle, die sie spielen sollte.
Sie beklagt die Passagen mit den wilden Verschwörungstheorien habe er (Broder) ihr doch als Drehbuch diktiert. Aber klar, sie sollte eine Verschwörungstante spielen. Ist doch klar, dass sie da eine Verschwörungstheorie zum Besten geben muss, um am Ende zur "geretteten Seele" zu werden.
Aber das alles scheint Indira Weis zu hoch zu sein. Oder aber sie will irgenwie in die Medien und sei es mit haltlosen Anschuldigungen. Einfach damit sie mal zeigen kann, dass sie sich energisch dagegen zur Wehr setzt, als dummes Tittenblödchen bezeichnet zu werden. Das sie dafür aber ungerechtigfertigerweise Hendryk Broder übel beschimpft und das auch noch in der BILD-Zeitung, welche die eigentliche Übeltäterin war und Indira offen und direkt als dummes Tittenblödchen dargestellt hat ist ein ganz ertaunliches Ding. Es weist zudem auf einen Persönlichkeitszug ganz unterster Schublade hin.
Ihr scheint es bei der ganzen Aktion darum zu gehen, zu zeigen, dass sie eine Frau ist, die ausdrücklich auch für ihre intellektuellen Fähigkeiten geschätzt werden will und doch hat sie bisher eher woanders Schwerpunkte implantiert. In dem Interview, dass sie der BILD-Zeitung gibt, betont sie, dass sie auch schon an der Universität war und Amerikanistik, Musikwissenschaften und Indologie studiert hat. Gar nicht dumm, vermeidet sie dabei zu sagen, dass sie nichts davon abgeschlossen hat, da ihr Schauspiel- Gesang- und Tanzunterricht wichtiger waren. Das ist keine Schande, zeigt aber, dass ihr das Intelektuelle dann doch nicht so wichtig war, wie eine Star-Karriere. Auch das ist keine Schande, sollte aber nicht dazu führen, dass man für akademischen Leistungen besondere Anerkennung erwartet. Es sei denn man hat, was auch ohne Abschluss möglich ist, wichtige Beiträge zum jeweiligen Fachgebiet geliefert. Das scheint bei Indira Weis aber nicht der Fall zu sein. Zumindest finden sich auf ihrer Homepage keine Hinweise auf akademische aktivitäten irgendeiner Art. Nicht mal, dass sie überhaupt irgendwann mal auf einer Universität war.
Schließlich führt sie noch an: "Mein Vater ist Oberstudienrat". Aha, ein klassischer Sarrazin: Mein Vater ist intelligent, also bin ich es auch Gene sei Dank...verdächtig, das sie nichts über Ihre Mutter sagt... .
Am Ende bleibt für mich die Frage: Was hat man Indira Weiß gesagt? Was hat sie erwartet? Hat man ihr etwa gesagt, man wolle sie als silikonverstärkte Intelektuelle in die Sendung nehmen, um mit ihr über die vielen Facetten ihres Lebens zu sprechen? Ich kann es mir kaum vorstellen. Und hätte sie sich eine Folge von der Deutschland-Safari angesehen, dann hätte sie wissen müssen, worauf sie sich einläßt.
Und wenn eine sich streitet freut sich in diesem Fall nur ein anderer: Die BILD-Zeitung. Die konnte erstmal Indira selbst in die Pfanne hauen und bekam dann als Dankseschön noch zwei drei Folgestories. Indira Weis...versteht es aber nicht!
Freitag, 16. September 2011
Montag, 12. Juli 2010
Drückerkolonne 2.0
Es klingelt an der Tür. Da steh ich nun, zu Hause, nackt, aufgrund der Hitze von 37°C. Ich Frage durch die Tür worum es geht und bekomme zur Antwort, dass es um die Umstellung der Telefonleitung gehe. Etwas verwundert zieh ich mir Shorts und ein T-Shirt an und öffne die Tür. Dort steht ein Mann, der nach seinem Äußeren, Habitus und Gestus sehr an Stomberg erinnert, nur mit Brille. Er hat eine aufgeklappte Mappe auf dem Arm, bereit ein Formular, das in ihr bereit liegt, mit meinen persönlichen Daten zu füllen.
Ich frage worum es geht. Er erwidert, in diesem Gebiet würde das Telefonnetz auf das digitale Netz umgestellt und wir würden ja doch bei Alice noch unseren Fun Flat Tarif haben. Das bejahe ich. Mit der 6000er Leitung, fügt er hinzu. Wieder bejahe ich. Ja genau bestätigt mich auch Stromberg noch mal und setzt an mir zu erklären, dass mir jetzt, durch die Aufschaltung des digitalen Netzes, eine 16 000 Leitung zur Verfügung stehen würde, sowie eine kostenlose Kundenhotline.
Ich bin verwirrt. Alice hat eine kostenpflichtige Hotline und ich habe es noch nie erlebt, dass ein Telefonunternehmen einen Mitarbeiter vorbeischickt, um die Umschaltung eines Netzes anzukündigen und dann auch noch, dass ab jetzt die Hotline kostenlos ist.
Stromberg erkennt meinen verwirrten Gesichtsausdruck und wiederholt das gesagte: digitales Netz wird angeschlossen, 16 000er Leitung, Kostenlose Hotline und, jetzt kommt was neues, eine Gutschrift über 120 €, so dass meine Kosten von momentan 29,95 pro Monat im ersten Jahr nur 19,95 € betragen würden.
Jetzt bin ich noch mehr verwirrt als vorher. Es soll ein neues Netz, mit mehr Bandbreite geben, die Hotline soll kostenlos werden und oben drauf soll ich dann auch noch eine 120 € Gutschrift bekommen? Ist denn schon Weihnachten?
Er müsse nur meinen Namen, Adresse und Telefonnummer aufschreiben, in ein paar Tagen würde ich dann einen Anruf vom Servicecenter gekommen, der alles noch mal bestätigen würde. Ich bin noch verwirrter. Ich weise Stromberg darauf hin, dass er meine Daten doch hat. Er aber sagt, dass müsse aber hier noch mal gemacht werden. Er mache keinen Vertrag, alles bliebe bei mir, wie es ist, Rufnummer und alles, aber es müsste die Daten aufnehmen. Ich will ihn schon reinlassen, aber bitte ihn noch kurz zu warten, da meine Freundin hinten noch nackt sei. Stromberg antwortet, ja wenn meine Freundin nackt sei, dann käme er natürlich umso lieber herein. Langsam glaube ich wirklich, dass der echte Stromberg, bei mir in der Tür steht. Meine Freundin hat sich inzwischen was übergezogen und fragt mich mit mahnendem Blick, ob ich das wirklich wolle. Stromberg wirkt etwas unsicher. Er hatte sich schon in der Wohnung gesehen. Ich erkläre meiner Freundin, was der fremde Wohltäter für tolle Neuigkeiten bringt. Stromberg hebt wieder an, wiederholt alles noch mal. Allerdings erwähnt er diesmal noch, dass bei der Umstellung auf das Digitalnetz Vodafone einfach alle Alice-Kunden mit rüber nimmt.
Jetzt beginnt es mir langsam zu dämmern und ich frage frei heraus, ob es bei unserem Gespräch um einen Anbieterwechsel, von Alice zu Vodafone gehe. Stromberg bestätigt das. Ich bin ernüchtert. Relativ kurz mache ich deutlich, dass ich nicht vor habe zu wechseln. Stromberg fragt, ob er mit trotzdem einen Flyer mit dem Angebot da lassen darf. Er darf. Nachdem die Tür wieder zu ist, komme ich mehr und mehr zur Besinnung. Mir wird klar, dass gerade versucht wurde, mir ein 24 Monate Vodafone Vertrag unterzujubeln. Stromberg hat bis zuletzt verschwiegen und erst auf Nachfrage bestätigt, dass es bei dem ganzen Geschwätz um einen Anbieterwechsel geht. Stattdessen spielt er den Herren vom Amt, der nur mal was neu anschließen lassen will.
Meine Freundin hat mich davor bewahrt, Stromberg in die Falle zu gehen und mir einen guten Vorschlag für die Zukunft gegeben: Wieder die alten Schilder Aufhängen auf denen steht „Betteln und Hausieren verboten“.
Ich frage worum es geht. Er erwidert, in diesem Gebiet würde das Telefonnetz auf das digitale Netz umgestellt und wir würden ja doch bei Alice noch unseren Fun Flat Tarif haben. Das bejahe ich. Mit der 6000er Leitung, fügt er hinzu. Wieder bejahe ich. Ja genau bestätigt mich auch Stromberg noch mal und setzt an mir zu erklären, dass mir jetzt, durch die Aufschaltung des digitalen Netzes, eine 16 000 Leitung zur Verfügung stehen würde, sowie eine kostenlose Kundenhotline.
Ich bin verwirrt. Alice hat eine kostenpflichtige Hotline und ich habe es noch nie erlebt, dass ein Telefonunternehmen einen Mitarbeiter vorbeischickt, um die Umschaltung eines Netzes anzukündigen und dann auch noch, dass ab jetzt die Hotline kostenlos ist.
Stromberg erkennt meinen verwirrten Gesichtsausdruck und wiederholt das gesagte: digitales Netz wird angeschlossen, 16 000er Leitung, Kostenlose Hotline und, jetzt kommt was neues, eine Gutschrift über 120 €, so dass meine Kosten von momentan 29,95 pro Monat im ersten Jahr nur 19,95 € betragen würden.
Jetzt bin ich noch mehr verwirrt als vorher. Es soll ein neues Netz, mit mehr Bandbreite geben, die Hotline soll kostenlos werden und oben drauf soll ich dann auch noch eine 120 € Gutschrift bekommen? Ist denn schon Weihnachten?
Er müsse nur meinen Namen, Adresse und Telefonnummer aufschreiben, in ein paar Tagen würde ich dann einen Anruf vom Servicecenter gekommen, der alles noch mal bestätigen würde. Ich bin noch verwirrter. Ich weise Stromberg darauf hin, dass er meine Daten doch hat. Er aber sagt, dass müsse aber hier noch mal gemacht werden. Er mache keinen Vertrag, alles bliebe bei mir, wie es ist, Rufnummer und alles, aber es müsste die Daten aufnehmen. Ich will ihn schon reinlassen, aber bitte ihn noch kurz zu warten, da meine Freundin hinten noch nackt sei. Stromberg antwortet, ja wenn meine Freundin nackt sei, dann käme er natürlich umso lieber herein. Langsam glaube ich wirklich, dass der echte Stromberg, bei mir in der Tür steht. Meine Freundin hat sich inzwischen was übergezogen und fragt mich mit mahnendem Blick, ob ich das wirklich wolle. Stromberg wirkt etwas unsicher. Er hatte sich schon in der Wohnung gesehen. Ich erkläre meiner Freundin, was der fremde Wohltäter für tolle Neuigkeiten bringt. Stromberg hebt wieder an, wiederholt alles noch mal. Allerdings erwähnt er diesmal noch, dass bei der Umstellung auf das Digitalnetz Vodafone einfach alle Alice-Kunden mit rüber nimmt.
Jetzt beginnt es mir langsam zu dämmern und ich frage frei heraus, ob es bei unserem Gespräch um einen Anbieterwechsel, von Alice zu Vodafone gehe. Stromberg bestätigt das. Ich bin ernüchtert. Relativ kurz mache ich deutlich, dass ich nicht vor habe zu wechseln. Stromberg fragt, ob er mit trotzdem einen Flyer mit dem Angebot da lassen darf. Er darf. Nachdem die Tür wieder zu ist, komme ich mehr und mehr zur Besinnung. Mir wird klar, dass gerade versucht wurde, mir ein 24 Monate Vodafone Vertrag unterzujubeln. Stromberg hat bis zuletzt verschwiegen und erst auf Nachfrage bestätigt, dass es bei dem ganzen Geschwätz um einen Anbieterwechsel geht. Stattdessen spielt er den Herren vom Amt, der nur mal was neu anschließen lassen will.
Meine Freundin hat mich davor bewahrt, Stromberg in die Falle zu gehen und mir einen guten Vorschlag für die Zukunft gegeben: Wieder die alten Schilder Aufhängen auf denen steht „Betteln und Hausieren verboten“.
Samstag, 3. Juli 2010
Hotel-Lobby
Während die FDP in Sachen Mehrwertsteuersenkung für Hotels inzwischen zurückrudert, ist die CSU nach wie vor sehr überzeugt von der Maßnahme. Das hat auch Markus Ferber, der Vorsitzende der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament, in einem Interview im Deutschlandfunk (vom 03.07.2010) noch einmal bekräftigt. Das Hauptargument: Die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels ist eine Frage der europäischen Angleichung. Gemeint ist, dass fast überall in Europa Hotels von einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz profitieren und das solle in Deutschland nun auch so sein, um Wettbewerbsverzerrungen in Europa zu verringern.
Ferber benutzt in dem Interview folgende Formulierung:
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) liefert dazu auch gleich die passenden Zahlen in einer hübschen Europakarte zusammengefasst.
Ist das ganze nun ein Wettbewerbsvorteil? Nun, es kann doch nur dann einer sein, wenn die Hotels die Steuersenkung an die Kunden weitergeben. Ansonsten bleibt das Hotelzimmer im „internationalen Umfeld“ so teuer und damit so attraktiv oder unattraktiv wie vorher. Dass es zu einer Senkung der Preise kommt, scheint aber bereits im Vorfeld nicht dass zu sein, was die Hoteliers im Sinne hatten. Warum also dann eine weitere Ausnahme in der Mehrwertsteuer? Diese Frage an die Politik erinnert mich an ein Zitat aus einer Moby Dick Verfilmung:
Ferber benutzt in dem Interview folgende Formulierung:
Also, ich möchte schon mal darauf hinweisen, dass es sich hier nicht um Klientelpolitik handelt, sondern um Anpassung an europäische Gegebenheiten. Von unseren Nachbarn sind nur die Dänen das einzige Land, das keinen reduzierten Mehrwertsteuersatz für Hotelleriebetriebe vorsieht. Es geht also hier um die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) liefert dazu auch gleich die passenden Zahlen in einer hübschen Europakarte zusammengefasst.
Ist das ganze nun ein Wettbewerbsvorteil? Nun, es kann doch nur dann einer sein, wenn die Hotels die Steuersenkung an die Kunden weitergeben. Ansonsten bleibt das Hotelzimmer im „internationalen Umfeld“ so teuer und damit so attraktiv oder unattraktiv wie vorher. Dass es zu einer Senkung der Preise kommt, scheint aber bereits im Vorfeld nicht dass zu sein, was die Hoteliers im Sinne hatten. Warum also dann eine weitere Ausnahme in der Mehrwertsteuer? Diese Frage an die Politik erinnert mich an ein Zitat aus einer Moby Dick Verfilmung:
"Was ist es nur? Welcher Dämon, welches unerforschliche Wesen treibt und drängt mich wider aller Sehnsucht und Liebe unaufhaltsam und ohne Unterlass weiter, und zwingt mich zu Taten, die mein eigentliches innerstes Wesen verabscheuen würde?"Die Antwort scheint im Fall der Hotels zu lauten: Lobby Dick!
Freitag, 25. Juni 2010
Jubelperser aus China
Nordkoreas Fußballnationalmannschaft kam mit großen Ankündigungen zur Weltmeisterschaft nach Südafrika. Der Vizepräsident des nordkoreanischen Fußballverbandes verkündete gar, dass Nordkorea die WM gewinnen würde. Grund: die großartige Unerstützung des geliebten Führers Kim Jong Il. Dazu muss gesagt werden, dass Kim kein Mitglied der Mannschaft ist, sondern Chefdiktator Nordkoreas. Als solcher unterstützt er seine Kicker nicht nur materiell sondern schickt auch 1000 Fans nach Südafrika. Diese sind natürlich keine Nordkoreaner sondern Chinesen. Erstaunlich! Es sieht so aus, als ob sich in ganz Nordkorea keine 1000 Linientreue Jubelperser finden, die man ruhigen Gewissens ausreisen lassen würde. Statt dessen verschenkt man 1000 Tickets an Chinesen, die Nordkoreaner spielen sollen. Da hat der gewiefte Führer aber Glück, dass China sein engster Verbündeter ist. Wäre es z.B. Schweden, würden wir lauter blonde Langnasen in Blau-Rotem-Fanoutfit die Nordkoreaner anfeuern sehen.
Da Nordkorea ein so perfektes Land ist, wie es die DDR früher war, gibt es praktisch nur Siege und großartige Leistungen. Alles ist wunderbar und der Rest der Welt ist viel schlechter dran. Nachlesen kann man das auch bei der staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas KCNA. Und was vermeldet die KCNA über die WM-Spiele der Nordkoreanischen Mannschaft? Das erste Spiel vom 15. Juni gegen Brasilien, dass mit einer 2:1 Niederlage für die kommunisitschen Kicker endete wurde von der KCNA am 16. Juni noch erwähnt, die 0:7 Niederlage gegen Portugal vom 21. Juni dagegen nicht. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber die Nordkoreaner können sich damit trösten, dass nicht nur sie, sondern auch der amtierende Weltmeister, Italien, ausgeschieden ist. In dieser Hinsicht hat Nordkorea tatsächlich weltmeisterlich gespielt.
Da Nordkorea ein so perfektes Land ist, wie es die DDR früher war, gibt es praktisch nur Siege und großartige Leistungen. Alles ist wunderbar und der Rest der Welt ist viel schlechter dran. Nachlesen kann man das auch bei der staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas KCNA. Und was vermeldet die KCNA über die WM-Spiele der Nordkoreanischen Mannschaft? Das erste Spiel vom 15. Juni gegen Brasilien, dass mit einer 2:1 Niederlage für die kommunisitschen Kicker endete wurde von der KCNA am 16. Juni noch erwähnt, die 0:7 Niederlage gegen Portugal vom 21. Juni dagegen nicht. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber die Nordkoreaner können sich damit trösten, dass nicht nur sie, sondern auch der amtierende Weltmeister, Italien, ausgeschieden ist. In dieser Hinsicht hat Nordkorea tatsächlich weltmeisterlich gespielt.
Freitag, 18. Juni 2010
Börsenanalysen - Hirn, mach mal Pause.
Der rational aufgeklärte Mensch der Moderne lächelt über die Wirrköpfe, die astrologische Analysen betreiben. Nicht selten versucht man die Astrologie dadurch zu stärken, indem man, wie z.B. der Astrologe Winfried Noé, die Planetenkonstellationen der Vergangenheit betrachtet und dann in ein Geschichtsbuch schaut, um zu sehen, bei welchen Konstellationen sich z.B. Revolutionen, Kriege oder Börsencrashs ereignet haben. Das kann man dann „ganz klar“ begründen. Z.B. die dreifache Opposition Saturns mit den Planeten Pluto, Neptun und Uranus. Ziemlich selten, gab es etwa in der Zeit zwischen 1863 bis 1873. Himmel! Wir erinnern uns alle, das war doch die Zeit des Deutsch-Dänischen Krieges 1864, des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Unglaublich, im wahrsten Sinne des Wortes.
Die moderne Version von dieser Wirrenschaft ist die heutige Börsenanalyse, die man im Radio und Fernsehen vorgesetzt bekommt. Da wird versucht, dem geneigten Hörer im Nachhinein zu erklärt, warum der DAX, ein Aktienkurs oder eine Währung hoch oder runter gegangen sind. Beispiel: die Börsenberichterstattung der WDR 5 Sendung „Profit“, die ich hier für acht Tage paraphrasiert habe.
Kurz: Die amerikanischen Einkäufer schauen also positiv in die Zukunft und es wird auch viel gebaut. Mensch, richtig positiv-nachhaltige Nachrichten aus den USA.
Kurz: Irgendwo liegen positive Zahlen rum, also steigt der DAX.
Kurz: Die Arbeitslosigkeit in den USA ist zwar von 9,9% auf 9,7% gefallen, aber Analysten hatten mit mehr gerechnet. Diese Enttäuschung wird als Grund hingestellt, warum Euro und Aktien stärker verkauft wurden.
Kurz: Mensch, der schwache Euro ist also plötzlich gut und China kauft deutsche Autos als gäbe es kein morgen.
Kurz: Der Chinese, der kauft immer noch deutsche Autos.
Kurz: Dass Spanien vergangene Woche Staatsanleihen platziert hat, wirkt immer noch nach.
Übrigens: Daimler war heute -1,6% und BMW -2,7%. Verdammt! Die Chinesen haben offensichtlich aufgehört, deutsche Autos zu kaufen.
Kurz: Spanische Staatsanleihen wirken und wirken.
Kurz: Gott sei Dank, die Chinesen kaufen wieder deutsche Autos! Und spanische Staatsanleihen sind ein echter Dauerbrenner.
Zusammenfassend: Die obigen Börsenanalysen zeichnen den Börsenmenschen in den grellen Farben der geistigen Verwirrung. Es erscheint, als würde er von hypochondrischen Ängsten vor schlechten Nachrichten ebenso geplagt, wie von wahnhaften chinesischen Wachstumsträumen. Dann verringert sich die Arbeitslosigkeit in den USA, aber nicht soviel wie erhofft. Willkommen in der Realität Herr Börsianer…ach, sie wollen schon wieder gehen? Offensichtlich, denn wieso spielen die positiven Nachrichten aus den USA, die nur Tage vorher kamen und die Börse zum Ausflippen gebracht haben sollen, keine Rolle mehr? Ein schwerer Fall von Faktenamnesie? Oder ist das die börsianische Version des Adenauer-Wortes: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
An ihr Geschwätz von Gestern erinnern sich Börsenanalysten aber dann doch gerne, wenn es mal zufällig wieder passt: Solange Daimler Aktien steigen, ist der Chinese der Grund. Wenn Daimler fällt, sagt man nichts, wenn Daimler wieder steigt, ist der Chinese wieder zur Stelle.
Frei nach Goethe:
Habe nun, ach! Ich hohle Nuss,
Kursverläufe und viel Nachricht
Und leider auch Journalismus!
Durchaus studiert, wie es meine Pflicht.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Analyst, heiße Fachmann gar,
Und ziehe schon an die x Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Verkauf andre Leut, und mich auch, für dumm
Und seh nicht, dass ich einfach nur rate!
Egal, solang mich wer bezahlte.
Die moderne Version von dieser Wirrenschaft ist die heutige Börsenanalyse, die man im Radio und Fernsehen vorgesetzt bekommt. Da wird versucht, dem geneigten Hörer im Nachhinein zu erklärt, warum der DAX, ein Aktienkurs oder eine Währung hoch oder runter gegangen sind. Beispiel: die Börsenberichterstattung der WDR 5 Sendung „Profit“, die ich hier für acht Tage paraphrasiert habe.
01.06.2010:
Der DAX startet schwach, um dann ins Plus zu drehen, weil positive Zahlen aus den USA kommen: Einkaufsmanagerindex und Bauausgaben waren höher als erwartet. DAX schießt daraufhin in einer halbe Stunde um 100 Punkte hoch.
Kurz: Die amerikanischen Einkäufer schauen also positiv in die Zukunft und es wird auch viel gebaut. Mensch, richtig positiv-nachhaltige Nachrichten aus den USA.
02.06.2010:
Der DAX startet schwach, dreht aber dann ins Plus, wegen positiver Immobilienzahlen aus den USA.
Kurz: Irgendwo liegen positive Zahlen rum, also steigt der DAX.
04.06.2010
Der DAX startet positiv, aber dann kamen die Arbeitslosenzahlen aus den USA, die waren enttäuschend und die Angst um eine Ungarnkrise, der DAX rauscht hinunter. Und nicht nur das. Die Gerüchte um einen Ungarnkrise und die enttäuschenden Arbeitslosenzahlen der USA machen Anleger generell vorsichtiger, weshalb auch gleich, der Euro auf ein vierjahrestief gefallen ist.
Kurz: Die Arbeitslosigkeit in den USA ist zwar von 9,9% auf 9,7% gefallen, aber Analysten hatten mit mehr gerechnet. Diese Enttäuschung wird als Grund hingestellt, warum Euro und Aktien stärker verkauft wurden.
09.06.2010
Es gibt Schätzungen, dass schwacher Euro den deutschen Autobauern 4 Mrd. mehr Gewinn einbringen könnte. Deshalb sind die Aktien der Autobauer deutlich im Plus: Daimler +4% BMW +3%. BMW konnte in China seinen Absatz im Mai gegenüber Mai 2009 sogar verdoppeln. China ist das Land der Träume für die Börse, es gibt Gerüchte, dass Chinas Export im Mai um 50% gestiegen ist. Erwartet hat man 30%.
Kurz: Mensch, der schwache Euro ist also plötzlich gut und China kauft deutsche Autos als gäbe es kein morgen.
10.06.2010
Der DAX steigt um 1,2%, China heizt nach wie vor die Stimmung an. China exportiert mehr und kauft mehr deutsche Luxusautos: Daimler heute +3% und BMW +4%.
Kurz: Der Chinese, der kauft immer noch deutsche Autos.
14.06.2010
Angst um eine spanische Bankenkrise, aber die Spanier (und Iren) konnten vergangene Wochen ihre Staatsanleihen an den Finanzmärkten verkaufen. Deshalb gab es trotz Bankenangst keine Reaktionen auf eine mögliche spanische Bankenkrise.
Kurz: Dass Spanien vergangene Woche Staatsanleihen platziert hat, wirkt immer noch nach.
Übrigens: Daimler war heute -1,6% und BMW -2,7%. Verdammt! Die Chinesen haben offensichtlich aufgehört, deutsche Autos zu kaufen.
15.06.2010
Viele Anleger reagieren momentan einfach sehr, sehr sensibel auf schlechte Nachrichten. Dass der DAX heute trotzdem noch Boden gut machen konnte, liegt unter anderem an den amerikanischen Börsen. Der Dow Jones ist deutlich im Plus und dann haben Spanien und Irland Anleihen ausgegeben, für die es eine rege Nachfrage gegeben hat, was ebenfalls als ein positives Zeichen gedeutet wird (und dem DAX geholfen hat.).
Kurz: Spanische Staatsanleihen wirken und wirken.
17.06.2010
Der Euro hat stark angezogen, weil Spanien Staatsanleihen am Markt platzieren konnte. Die deutschen Autobauer freuen sich über eine rege Nachfrage aus China, aus Indien, aus Japan und den USA.
Kurz: Gott sei Dank, die Chinesen kaufen wieder deutsche Autos! Und spanische Staatsanleihen sind ein echter Dauerbrenner.
Zusammenfassend: Die obigen Börsenanalysen zeichnen den Börsenmenschen in den grellen Farben der geistigen Verwirrung. Es erscheint, als würde er von hypochondrischen Ängsten vor schlechten Nachrichten ebenso geplagt, wie von wahnhaften chinesischen Wachstumsträumen. Dann verringert sich die Arbeitslosigkeit in den USA, aber nicht soviel wie erhofft. Willkommen in der Realität Herr Börsianer…ach, sie wollen schon wieder gehen? Offensichtlich, denn wieso spielen die positiven Nachrichten aus den USA, die nur Tage vorher kamen und die Börse zum Ausflippen gebracht haben sollen, keine Rolle mehr? Ein schwerer Fall von Faktenamnesie? Oder ist das die börsianische Version des Adenauer-Wortes: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
An ihr Geschwätz von Gestern erinnern sich Börsenanalysten aber dann doch gerne, wenn es mal zufällig wieder passt: Solange Daimler Aktien steigen, ist der Chinese der Grund. Wenn Daimler fällt, sagt man nichts, wenn Daimler wieder steigt, ist der Chinese wieder zur Stelle.
Frei nach Goethe:
Habe nun, ach! Ich hohle Nuss,
Kursverläufe und viel Nachricht
Und leider auch Journalismus!
Durchaus studiert, wie es meine Pflicht.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Analyst, heiße Fachmann gar,
Und ziehe schon an die x Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Verkauf andre Leut, und mich auch, für dumm
Und seh nicht, dass ich einfach nur rate!
Egal, solang mich wer bezahlte.
Dienstag, 15. Juni 2010
Ich hab´s verb(l)oggt
Mea Culpa! Ich muss mich für eine verschleppte Recherche bzgl. meines Posts vom 09. Juni 2010 entschuldigen. Dort zitiere ich den „Wahrsagerchecks Blog“ (WC Blog) vom 13.12.2008. Dort wird behauptet der Astrologe Winfried Noé hätte in der Zeitschrift „Euro am Sonntag“ Heft 3/2008, Seite 30 eine DAX-Vorhersage gemacht, die sich als komplett falsch erwiesen haben soll. Ich hatte mir das Heft nachbestellt, um es in meinem Kuriositätenkabinett hinzuzufügen. Es stellte sich nun heraus, dass an besagter Stelle keine börsenastrologische Vorhersage zu finden war, sondern ein Artikel zum Thema, welche Allianzen sich in der Luftfahrtbranche anbahnen.
Man, war ich sauer, dass ich 5,40 Euro in den Wind geschossen hatte. Noch enttäuschter war ich natürlich vom WC Blog. Der macht eine interessante und wichtige Arbeit, aber eine falsche Quelle und schon bricht ein gutes Stück vertrauen weg. Ich hätte gleich skeptisch werden sollen, da der WC Blog in seinen Aussagen über die vermeintliche Noé Vorhersage inkonsistent ist. Denn der WC Blog schreibt im oben erwähnten Post vom 13.12.2008: Noé prognostiziert in „Euro am Sonntag“, Heft 3, 2008, während im Post vom 03.01.2010 steht, dass Noé Ende 2007 in der Zeitschrift „Euro am Sonntag“ besagte Prognose gemacht hätte. Publizistische Peanuts, aber wenn man sich auf solche Angaben nicht verlassen kann, warum dann auf den Rest? Im besagten Post vom 03.01.2010 steht u.a.:
Höchst ungern erinnert sich der WC Blog scheinbar auch an seine eigenen Quellenangaben aus dem Jahr 2008. Stattdessen heißt es im Jahre 2010 nun Noé habe die Vorhersage Ende 2007 gemacht. Frustriert habe ich einen Kommentar zum Post vom 13.12.2008 auf die Seite des WC Blogs gepostet bzgl. des fehlenden Artikels im Heft 3, 2008. Keine sieben Stunden später, hat der WC Blog auf meine Kommentar reagiert und eine Korrektur angebracht: Es war das Heft vom 06.01.2008, Seite 30, in dem die DAX- Vorhersage von Noé steht. Das Problem war, dass in der PDF-Version des Artikels fälschlicherweise stand, dass er aus Heft 03/2008 kommt. Tatsächlich fand ich den Artikel im Online-Archiv der „Euro am Sonntag“ und jawohl Noé sagt der Dax würde 2008 um fünf bis neun Prozent steigen.
Jetzt war ich aber enttäuscht von der „Euro am Sonntag“, denn ich hatte das Onlinearchiv der „Euro am Sonntag“ durchsucht. Aber die Personensuche lieferte zu „Noé“ genau drei Treffer:
29.12.02 „Bulle, Bär und Bombe“, Ausgabe 52/02
03.02.02 „Orakel für Gutgläubige“, Ausgabe 5/02
30.12.01 „Sonne, Mond und Aktienkurse“, Ausgabe“ 52/01
Das wars. Aber wo ist der Artikel von 2008? Auch die Volltextsuche zu „Börsenastrologie“ oder „Sterne“ lieferte nicht den Artikel (obwohl beide Worte in selbigem vorkommen). Die Suche hätte den Artikel gefunden, wenn ich den Titel des Artikels gekannt hätte, aber wer weiß das schon? Die Personen- und Volltextsuche von „Euro am Sonntag“ erinnert mich an die CDU Parteispendenaffäre. Wenn man eine aussagekräftige Antwort haben will, muss man sie bereits vorher kennen, ansonsten heißt es immer nur: „ich weiß von nichts“.
Man, war ich sauer, dass ich 5,40 Euro in den Wind geschossen hatte. Noch enttäuschter war ich natürlich vom WC Blog. Der macht eine interessante und wichtige Arbeit, aber eine falsche Quelle und schon bricht ein gutes Stück vertrauen weg. Ich hätte gleich skeptisch werden sollen, da der WC Blog in seinen Aussagen über die vermeintliche Noé Vorhersage inkonsistent ist. Denn der WC Blog schreibt im oben erwähnten Post vom 13.12.2008: Noé prognostiziert in „Euro am Sonntag“, Heft 3, 2008, während im Post vom 03.01.2010 steht, dass Noé Ende 2007 in der Zeitschrift „Euro am Sonntag“ besagte Prognose gemacht hätte. Publizistische Peanuts, aber wenn man sich auf solche Angaben nicht verlassen kann, warum dann auf den Rest? Im besagten Post vom 03.01.2010 steht u.a.:
Gleich doppelt vertreten ist übrigens Winfried Noé, der seine Börsenkompetenz Ende 2007 in der Zeitschrift „Euro am Sonntag“ mit folgender Prognose manifestierte „2008 wird ein stabiles Börsenjahr, der DAX steigt bis Jahresende um fünf bis neun Prozent.“ OK, dass der DAX mit 8045 Punkten startete und zum Handelsende 2008 gerade mal 4810 Punkte aufwies, daran dürfte sich Herr Noé höchst ungern erinnern.
Höchst ungern erinnert sich der WC Blog scheinbar auch an seine eigenen Quellenangaben aus dem Jahr 2008. Stattdessen heißt es im Jahre 2010 nun Noé habe die Vorhersage Ende 2007 gemacht. Frustriert habe ich einen Kommentar zum Post vom 13.12.2008 auf die Seite des WC Blogs gepostet bzgl. des fehlenden Artikels im Heft 3, 2008. Keine sieben Stunden später, hat der WC Blog auf meine Kommentar reagiert und eine Korrektur angebracht: Es war das Heft vom 06.01.2008, Seite 30, in dem die DAX- Vorhersage von Noé steht. Das Problem war, dass in der PDF-Version des Artikels fälschlicherweise stand, dass er aus Heft 03/2008 kommt. Tatsächlich fand ich den Artikel im Online-Archiv der „Euro am Sonntag“ und jawohl Noé sagt der Dax würde 2008 um fünf bis neun Prozent steigen.
Jetzt war ich aber enttäuscht von der „Euro am Sonntag“, denn ich hatte das Onlinearchiv der „Euro am Sonntag“ durchsucht. Aber die Personensuche lieferte zu „Noé“ genau drei Treffer:
29.12.02 „Bulle, Bär und Bombe“, Ausgabe 52/02
03.02.02 „Orakel für Gutgläubige“, Ausgabe 5/02
30.12.01 „Sonne, Mond und Aktienkurse“, Ausgabe“ 52/01
Das wars. Aber wo ist der Artikel von 2008? Auch die Volltextsuche zu „Börsenastrologie“ oder „Sterne“ lieferte nicht den Artikel (obwohl beide Worte in selbigem vorkommen). Die Suche hätte den Artikel gefunden, wenn ich den Titel des Artikels gekannt hätte, aber wer weiß das schon? Die Personen- und Volltextsuche von „Euro am Sonntag“ erinnert mich an die CDU Parteispendenaffäre. Wenn man eine aussagekräftige Antwort haben will, muss man sie bereits vorher kennen, ansonsten heißt es immer nur: „ich weiß von nichts“.
Montag, 14. Juni 2010
Maastricht Klimakterium
Wie war man in Europa stolz, dass mit dem Euro auch so strenge Stabilitätskriterien, die so genannten Maastricht-Kriterien, eingeführt wurden. Wehe, wehe, wenn sich ein Land nicht dran hielte. Dann, ja dann, ruft die EU Kommission „Defizitverfahren“ und daraufhin fallen dem EU-Amtsschimmel vorne und hinten Blaue Briefe heraus. Die EU-Verordnung Nr. 1056/2005 legt fest, dass
Wenn der betreffende Mitgliedstaat aber gemäß den Empfehlungen des Rates tätig wird, ruht das Defizitverfahren und man hat mehr als 16 Monate Zeit, bis eine Sanktion droht. Es kam noch nie zur Verhängung einer Sanktion wegen eines Defizitverfahrens. Das bedeutet, dass das System entweder ganz phantastisch funktioniert, oder aber gar nicht. Schauen wir doch mal auf die Zahlen der letzten fünf Jahre für die zwei dauerhaften Stabilitätskriterien. Diese legen fest, dass
1) das öffentliche Defizit nicht mehr als 3% des Bruttoinlandprodukts (BIP)
und
2) der Schuldenstand nicht mehr als 60% des BIP
betragen soll. Die beiden folgenden Tabellen zeigen die Lage der letzten fünf Jahre (Quelle: Eurostat), wobei die gelb hinterlegten Felder einen Verstoß gegen das jeweilige Maastrichtkriterium anzeigt.
Zunächst widmen wir uns dem Defizitkriterium:
Nur fünf Länder haben es in den letzten fünf Jahren geschafft nie mehr als 3 % Defizit zu produzieren (Dänemark, Schweden, Finnland, Luxenburg und Estland). Nur diese Länder haben halbwegs ausgeglichene Haushalte zu Wege gebracht, in denen die Ausgaben die Einnahmen höchstens um 3% des BIPs übertrafen. Griechenland und Ungarn haben in den letzten fünf Jahren das Defizitkriterium nie erfüllt, Polen hat es in vier, der vergangenen fünf Jahren nicht eingehalten und das Vereinigte Königreich, Portugal und Italien haben die Marke in drei von fünf Jahren gerissen.
Kommen wir jetzt zum Schuldenkriterium:
Acht Länder hatten in jedem der letzten fünf Jahre Schulden, die höher waren, als 60% ihres BIPs (Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Portugal, Ungarn). Dafür hatten 13 Länder immer weniger Schulden, darunter (vielleicht überraschende?) Länder wie Bulgarien, Polen, Rumänien, oder Spanien.
Wenn man sich das so ansieht, fragt man sich, ob die Maastrichtkriterien überhaupt ernst genommen werden können? Vielleicht sollte man, aber die wenigsten machen es. Im Jahr 2009 reißen fast alle EU-Länder das Defizitkriterium, außer fünf. Jetzt könnte man sagen, das sei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eben so. Aber wenn man sich ansieht, welches die fünf Länder sind, die selbst im Krisenjahr 2009 weniger als 3% Defizit produzierten trifft man auf Dänemark, Schweden, Finnland, Luxenburg und Estland. Moment mal, das sind dieselben Länder, die in den gesamten letzten fünf Jahren immer weniger als 3% Defizit hatten. Diese fünf hatten auch nie mehr als 60% Schulden.
Mich bedünkt, dass es zwar normal ist, in Wirtschaftskrisen ein höheres Defizit zu haben, aber diese Defizite, werden umso höher ausfallen, je schlechter die Haushaltspolitik der vorhergehenden Jahre war. Ja, es scheint tatsächlich so gewesen zu sein, dass ein Großteil Europas über seine Verhältnisse gelebt hat und die Maastrichtkriterien konnten das so wenig verhindert, wie ein Sieb Wasser halten kann. Im Moment ist es wieder in Mode, über einen Wechsel von der laschen zu einer resoluten Einhaltung der Kriterien zu diskutieren. Es bleibt zu hoffen, dass nach den Wechseljahren der Maastrichtkriterien die Haushaltspolitik der EU-Länder aufhört, weiter so alt auszusehen.
Zwischen der Meldung der Haushaltsdaten, die das Bestehen eines übermäßigen Defizits belegen, und dem Beschluss, Sanktionen zu verhängen, dürfen in der Regel nicht mehr als 16 Monate liegen.
Wenn der betreffende Mitgliedstaat aber gemäß den Empfehlungen des Rates tätig wird, ruht das Defizitverfahren und man hat mehr als 16 Monate Zeit, bis eine Sanktion droht. Es kam noch nie zur Verhängung einer Sanktion wegen eines Defizitverfahrens. Das bedeutet, dass das System entweder ganz phantastisch funktioniert, oder aber gar nicht. Schauen wir doch mal auf die Zahlen der letzten fünf Jahre für die zwei dauerhaften Stabilitätskriterien. Diese legen fest, dass
1) das öffentliche Defizit nicht mehr als 3% des Bruttoinlandprodukts (BIP)
und
2) der Schuldenstand nicht mehr als 60% des BIP
betragen soll. Die beiden folgenden Tabellen zeigen die Lage der letzten fünf Jahre (Quelle: Eurostat), wobei die gelb hinterlegten Felder einen Verstoß gegen das jeweilige Maastrichtkriterium anzeigt.
Zunächst widmen wir uns dem Defizitkriterium:
Nur fünf Länder haben es in den letzten fünf Jahren geschafft nie mehr als 3 % Defizit zu produzieren (Dänemark, Schweden, Finnland, Luxenburg und Estland). Nur diese Länder haben halbwegs ausgeglichene Haushalte zu Wege gebracht, in denen die Ausgaben die Einnahmen höchstens um 3% des BIPs übertrafen. Griechenland und Ungarn haben in den letzten fünf Jahren das Defizitkriterium nie erfüllt, Polen hat es in vier, der vergangenen fünf Jahren nicht eingehalten und das Vereinigte Königreich, Portugal und Italien haben die Marke in drei von fünf Jahren gerissen.
Kommen wir jetzt zum Schuldenkriterium:
Acht Länder hatten in jedem der letzten fünf Jahre Schulden, die höher waren, als 60% ihres BIPs (Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Portugal, Ungarn). Dafür hatten 13 Länder immer weniger Schulden, darunter (vielleicht überraschende?) Länder wie Bulgarien, Polen, Rumänien, oder Spanien.
Wenn man sich das so ansieht, fragt man sich, ob die Maastrichtkriterien überhaupt ernst genommen werden können? Vielleicht sollte man, aber die wenigsten machen es. Im Jahr 2009 reißen fast alle EU-Länder das Defizitkriterium, außer fünf. Jetzt könnte man sagen, das sei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eben so. Aber wenn man sich ansieht, welches die fünf Länder sind, die selbst im Krisenjahr 2009 weniger als 3% Defizit produzierten trifft man auf Dänemark, Schweden, Finnland, Luxenburg und Estland. Moment mal, das sind dieselben Länder, die in den gesamten letzten fünf Jahren immer weniger als 3% Defizit hatten. Diese fünf hatten auch nie mehr als 60% Schulden.
Mich bedünkt, dass es zwar normal ist, in Wirtschaftskrisen ein höheres Defizit zu haben, aber diese Defizite, werden umso höher ausfallen, je schlechter die Haushaltspolitik der vorhergehenden Jahre war. Ja, es scheint tatsächlich so gewesen zu sein, dass ein Großteil Europas über seine Verhältnisse gelebt hat und die Maastrichtkriterien konnten das so wenig verhindert, wie ein Sieb Wasser halten kann. Im Moment ist es wieder in Mode, über einen Wechsel von der laschen zu einer resoluten Einhaltung der Kriterien zu diskutieren. Es bleibt zu hoffen, dass nach den Wechseljahren der Maastrichtkriterien die Haushaltspolitik der EU-Länder aufhört, weiter so alt auszusehen.
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