Alpecin Coffein Shampoo C 1
Weiter geht es mit der Show-Wissenschaft angeblich wirksamer Anti-Haarausfallprodukte. Auf der Flasche von Alpecin Coffein Shampoo C1 findet sich folgendes Diagramm:
Dieses Diagramm ist praktisch nichtssagend! Es ist ein Comic, dem man durch das Koordinatenkreuz und die Skalenstriche einen wissenschaftlichen Touch geben will. Eine linear ansteigende Kurve zeigt dass irgendeine (?) Menge Coffein aufgenommen wurde. Etwas mehr Informationen gibt es auf der Seite des Herstellers Dr. Kurt Wolff. Da findet man z.B. diese Grafik (aus rechtlichen Gründen mit einem bekannten Tabellenkalkulationsprogramm nachgemahlt):
Hier stehen immerhin schon Zahlen an der senkrechten Achse...aber man erfährt nicht wieviel eine Einheit Coffein ist. Und wo liegen die zwei Minuten von dem Diagramm auf der Shampooflasche? Das kann man nicht sagen! Das Problem: Die Skalenstriche suggerieren, dass die Skala linear ist (bei einer Zeitskala wie hier würde das bedeuten, dass zwischen zwei benachbarten Skalenstrichen immer gleich viel Zeit liegt). Aber tatsächlich ist die Skala willkürlich zusammengestückelt. Das Problem ist im nächsten Bild dargestellt:
Die roten Fragezeichen deuten an, dass in dem Bereich zwischen den Zeitangaben (0 min, 10 min, 30 min, ...) nicht erkennbar ist, wie die Skala sich entwickelt. Also kann man auch nicht sehen, wo die zwei Minuten liegen. Was man aber sieht ist, dass man das Shampoo sicherheitshalber 10 Minuten einwirken lassen sollte, um einen Großteil des Coffeins aufzunehmen.
Dieses Diagramm ist praktisch nichtssagend! Es ist ein Comic, dem man durch das Koordinatenkreuz und die Skalenstriche einen wissenschaftlichen Touch geben will. Eine linear ansteigende Kurve zeigt dass irgendeine (?) Menge Coffein aufgenommen wurde. Etwas mehr Informationen gibt es auf der Seite des Herstellers Dr. Kurt Wolff. Da findet man z.B. diese Grafik (aus rechtlichen Gründen mit einem bekannten Tabellenkalkulationsprogramm nachgemahlt):
Hier stehen immerhin schon Zahlen an der senkrechten Achse...aber man erfährt nicht wieviel eine Einheit Coffein ist. Und wo liegen die zwei Minuten von dem Diagramm auf der Shampooflasche? Das kann man nicht sagen! Das Problem: Die Skalenstriche suggerieren, dass die Skala linear ist (bei einer Zeitskala wie hier würde das bedeuten, dass zwischen zwei benachbarten Skalenstrichen immer gleich viel Zeit liegt). Aber tatsächlich ist die Skala willkürlich zusammengestückelt. Das Problem ist im nächsten Bild dargestellt:
Die roten Fragezeichen deuten an, dass in dem Bereich zwischen den Zeitangaben (0 min, 10 min, 30 min, ...) nicht erkennbar ist, wie die Skala sich entwickelt. Also kann man auch nicht sehen, wo die zwei Minuten liegen. Was man aber sieht ist, dass man das Shampoo sicherheitshalber 10 Minuten einwirken lassen sollte, um einen Großteil des Coffeins aufzunehmen.
Auf der Alpecin Seite erfährt man, dass nach zwei Minuten schon soviel Coffein aufgenommen wurde, dass es "dort auch noch nach 24 Stunden feststellbar ist". Das ist schön.
Aber was man nicht erfährt:
Aber was man nicht erfährt:
- Kann Coffein Haarausfall aufhalten?
- Wenn ja, reicht das in 2 Minuten aufgenommene Coffein aus?
Dass diese wichtigen Fragen nicht beantwortet werden, liegt daran, dass die Antworten unbekannt sind. In einer Alpecin-Studie (aus Jena) finden sich im Reagenzglas Hinweise, dass Coffein ein Wachstumsmittel eine Behandlungsform des erblichen bedingten Haarausfalls bei Männern darstellen "könnte" (vgl. das Fazit der Alpecin Studie "Wachstumsphasen der Haare bei erblichem Haarausfall"; Zu finden auf der Alpecin Studienseite).
In einer Studie aus Berlin weist Alpecin nach, dass Coffein aus einem Shampoo (war es genau das Shampoo, welches zum Kauft angeboten wird???) auch tatsächlich in die Haarfolikel von Menschen eindringt.
In der Studie wurde aber nicht untersucht, ob damit der Haarausfall gestoppt wurde, obwohl das eigentlich interessanter gewesen wäre! Allerdings auch teurer und auch risikoreicher: wäre nämlich rausgekommen, dass das Coffeinshampoo den Haarausfall nicht stoppt, könnte man es nicht einmal mehr dem schwersten Kaffesüchtigen verkaufen (zumindest nicht zu dem Preis, wie im Moment). Statt dessen schaut man, ob Coffein aus dem Shampoo in die Haarfolikel kommt. Ja, das tut es. Dann kombiniert man dieses Ergebnis mit den Ergebnissen aus dem Reagenzglas, dass Coffein den haarschädigenden Einfluss von Testoron bzw. seiner Abbauprodukte auf das Haar ausgleichen könnte und voilà, fertig ist die indirekte Beweisführung. Gut genug für Kosmetika, aber natürlich kein Nachweis für Wirksamkeit. Gäbe es einen Wirksamkeitsnachweis, der einer Überprüfung für die Zulassung als Medikament standhielte, würde man das Shampoo sicher noch teurer als Medikament in der Apotheke verkaufen.
Fazit: Man weiß nicht, ob Coffein gegen Haarausfall hilft. Bis man es weiss, verkauft Alpecin schon mal für teuer Geld die Hoffnung, dass es so sein könnte. Bedenklich an dem Produkt ist aber die Gewissheit der Alpecinwerbung: "Glatze? Vorbeugen mit Coffein!" oder "Männer vor die Wahl gestellt: (Coffein ein-) Rubbeln oder Glatze?". Aber tatsächlich ist Coffein keine Anti-Glatzen-Garantie, sondern eher ein Rubbel-Los.
P.S.
Inzwischen streitet man sich sogar vor Gericht, ob Alpecins Werbung für Coffein als wirksamer Glatzenschutz, nicht irreführend ist.
In einer Studie aus Berlin weist Alpecin nach, dass Coffein aus einem Shampoo (war es genau das Shampoo, welches zum Kauft angeboten wird???) auch tatsächlich in die Haarfolikel von Menschen eindringt.
In der Studie wurde aber nicht untersucht, ob damit der Haarausfall gestoppt wurde, obwohl das eigentlich interessanter gewesen wäre! Allerdings auch teurer und auch risikoreicher: wäre nämlich rausgekommen, dass das Coffeinshampoo den Haarausfall nicht stoppt, könnte man es nicht einmal mehr dem schwersten Kaffesüchtigen verkaufen (zumindest nicht zu dem Preis, wie im Moment). Statt dessen schaut man, ob Coffein aus dem Shampoo in die Haarfolikel kommt. Ja, das tut es. Dann kombiniert man dieses Ergebnis mit den Ergebnissen aus dem Reagenzglas, dass Coffein den haarschädigenden Einfluss von Testoron bzw. seiner Abbauprodukte auf das Haar ausgleichen könnte und voilà, fertig ist die indirekte Beweisführung. Gut genug für Kosmetika, aber natürlich kein Nachweis für Wirksamkeit. Gäbe es einen Wirksamkeitsnachweis, der einer Überprüfung für die Zulassung als Medikament standhielte, würde man das Shampoo sicher noch teurer als Medikament in der Apotheke verkaufen.
Fazit: Man weiß nicht, ob Coffein gegen Haarausfall hilft. Bis man es weiss, verkauft Alpecin schon mal für teuer Geld die Hoffnung, dass es so sein könnte. Bedenklich an dem Produkt ist aber die Gewissheit der Alpecinwerbung: "Glatze? Vorbeugen mit Coffein!" oder "Männer vor die Wahl gestellt: (Coffein ein-) Rubbeln oder Glatze?". Aber tatsächlich ist Coffein keine Anti-Glatzen-Garantie, sondern eher ein Rubbel-Los.
P.S.
Inzwischen streitet man sich sogar vor Gericht, ob Alpecins Werbung für Coffein als wirksamer Glatzenschutz, nicht irreführend ist.
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