Dienstag, 8. Juni 2010

Wissenschaft und das Hirn in der Hose

Wie hält es die Bevölkerung mit dem Vertrauen in die Wissenschaft? Allgemein sollte man meinen, die Wissenschaftler, die Herren Professoren und Doktoren gelten als vertrauenswürdige Leute, die bescheid wissen. Das gilt aber nur solange es um Themen geht, die kein Angstpotential besitzen. Man bestaunt die bunten Bilder der Astrophysiker, bewundert die Teilchenphysiker im CERN, ist beeindruckt von den Fortschritten in der Apparatemedizin. Aber wehe es geht um diffuse Ängste, um Dinge, die man nicht sehen, hören, riechen, schmecken oder gar verstehen kann (oder will!). Um Dinge wie Kernkraft und Radioaktivität, Elektrosmog, Pestizide oder genetisch manipulierte Lebensmittel. Dann ist Schluss mit dem Vertrauen. Da sind dann auch Argumente völlig egal. Gleichgültig wie viele Professoren oder Doktoren sagen, dass man keine Gefahr erkennen könne, die Mehrheit akzeptiert es nicht. Es reicht Angst zu haben und man will nur noch eins: weg mit Zeug, sofort.

Das ist ein menschlicher Zug, dem auch Wissenschaftler erliegen. Ein Wissenschaftler aus England erzählte mir folgende Geschichte: Sein ganzes Forscherleben hat er den Einfluss von elektromagnetischer Strahlung auf biologische Lebensformen untersucht und keinen schädlichen Einfluss feststellen können. Als er spaßeshalber die elektromagnetischen Felder in den Häusern seiner Kinder vermaß, stellte er fest, dass die Felder am Kopfende des Kinderbettes seiner Enkelin besonders hoch waren. Daraufhin veranlasste er, dass das Bett umgestellt wurde.

Das ist der Mensch: wir halten uns alle für vernünftig, aber wenn wir Angst bekommen, dann rutscht uns neben dem Herz auch das Hirn in die Hose. Und wer ist in der Hose tätig? Na, z.B. die katholische Kirche, wenn auch manchmal mehr als ihr lieb ist. In Fragen emotionaler Zustände wie Angst, Trauer, Verzweiflung kann die Wissenschaft keinen Blumentopf gewinnen. Das ist das Metier von Seelsorgern aus Religion, Esoterik oder Psychologie. Sobald Angst ins Spiel kommt, schaltet unser Hirn in Leerlauf und läßt sich leicht von jedem abschleppen, hauptsache die Richtung stimmt: weg von dem, vor dem wir Angst haben und hin in das Mi-Ma-Märchenland der vermeintlichen 100%igen Sicherheit.

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