Montag, 7. Juni 2010

Vertrauen ist gut...

Bestenlisten, auf Denglish auch Rankings genannt, Ordnen für uns die verschiedensten Angebote. Dabei werden nicht nur Produkte verglichen, sondern auch Firmen, Bildungseinrichtungen und auch Vertrauen in Berufsstände. Werfen wir doch einmal einen Blick in die „European Trusted Brands 2010“, einer großen europäischen Verbraucherstudie vom Reader’s Digest Verlag. Da erfährt der geneigte Leser, dass europaweit den Feuerwehrleuten am meisten vertraut. Während in den meisten Ländern 84% bis 97% der Befragten der Feuerwehr „ziemlich hohes“ bzw. „sehr hohes Vertrauen“ entgegenbringen, sind es in Portugal nur 75%. Scheinbar kommt es immer wieder vor, dass sich die Feuerwehrleute an den alljährlichen Waldbränden die Finger verbrennen.

Deutlich größer wird die Schere zwischen Vertrauenswerten bei den Polizisten. Während in Deutschland 80% der Befragten der Polizei vertrauen sind es in Russland gerade einmal 18%. Interessanterweise trauen aber 30% der Russen ihren Richtern. Bestechende Zahlen. Wer nun denkt, dass in Westeuropa so etwas undenkbar wäre, der muss lesen, dass in Belgien nur 34% und in Portugal sogar nur 23% den Richtern vertrauen. Unter den Deutschen haben immerhin 60% vertrauen in die Rechtsprecher. Es ist eigentlich erstaunlich, dass man in Deutschland den Polizisten mehr Vertraut, als den Richtern. Ist den Leuten die deutsche Rechtsprechung zu lasch, weil mal wieder ein Mörder, oder Kinderschänder nicht, wie in der „guten alten Zeit“, geteert und gefedert, erhängt, gerädert, gevierteilt oder doch zumindest für den Rest seines Lebens in den dunkelsten Kerker gesteckt wurde?

Autoverkäufer genießen in ganz Europa lediglich das Vertrauen von 7% bis 20%. Ganz unten stehen schließlich Politiker. In jedem untersuchten europäischen Land vertraut man den Autoverkäufern mehr, als den Politikern, außer in Schweden.

Erschreckend, dass im demokratischen Europa die Politiker so wenig Vertrauen genießen. Vielleicht sollten die Politiker einfach ein bisschen mehr wie die Feuerwehr Arbeiten. Vielleicht reicht es schon im knallroten Dienstwagen mit Blaulicht herumfahren, das suggeriert Eile und entschlossenes Herangehen.

Was Richter und Politkern das Vertrauen kostet ist wahrscheinlich ihre Bürgerferne. Kein Politiker oder Richter wird durch das Wählen einer Rufnummer innerhalb von 20 Minuten am Ort des Geschehens sein. Und die Probleme die Politiker bearbeiten müssen sind nicht so eindeutig lösbar, wie die von Polizei oder Feuerwehr. Wenn es brennt muss Wasser, wenn es Krawalle gibt Gummiknüppel und Tränengas drauf. Aber wie soll man eine gerechte Gesellschaft aufbauen? Da kann man jede Menge falsch machen und irgendjemand wird oder fühlt sich immer benachteiligt.

Seltsam ist aber, dass (Natur)Wissenschaftler nicht als Berufsstand aufgenommen wurde. Wäre es nicht interessant zu wissen, wie es in volltechnisierten Zeiten wie heute, mit all den diffusen Ängsten vor Atomkraft, Elektrosmog und Gentechnologie um das Vertrauen in die Wissenschaftler bestellt ist? Damit beschäftige ich mich morgen.

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